Veranstaltungsreihe: Zusammenleben – Wurzeln und Wandel

DatumZeitOrt
31.07.20 00:00Anderswo

An voraussichtlich neun Terminen und an verschiedenen Orten präsentieren wir Lesungen und Gespräche zum Thema „Herkunft“. Mit Jan Peter Bremer, Carmen-Francesca Banciu, Manja Präkels, Dilek Güngör, Shida Bazyar und Emilia Smechowski kommen Autor*innen ins Wendland und zu Wort, die sich in ihren Büchern mit der politischen, persönlichen und sprachlichen Verflochtenheit von Identitäten und Identitätswechseln auseinandersetzen.

So erzählt Shida Bazyar in ihrem preisgekrönten Debütroman „Nachts ist es leise in Teheran“ die Geschichte einer iranisch-deutschen Familie, die ihren Anfang 1979 in Teheran nimmt und den Bogen spannt bis in die deutsche Gegenwart. Von Behsad, dem jungen linken Revolutionär, von der Flucht nach der Machtübernahme der Mullahs. Ebenso von den Kindern, die in Deutschland aufwachsen und zwischen den Welten zu Hause sind. Revolution, Unterdrückung, Widerstand und der unbedingte Wunsch nach Freiheit sind Themenfelder, die in diesem Roman miteingewoben wurden.

Aus keinem Land sind in den vergangenen Jahrzehnten mehr Menschen nach Deutschland gekommen als aus Polen. Emilia Smechowski hinterfragt in ihrem Buch „Wir Strebermigranten“ am Beispiel ihrer persönlichen Geschichte die kollektive Erfahrung der polnischen Einwanderer.

»Meine Eltern kommen aus der Türkei.« Alle Geschichten, die Özlem über sich erzählt, beginnen mit diesem Satz. Nichts hat sie so stark geprägt wie die Herkunft ihrer Familie, glaubt die Protagonistin im Roman „Ich bin Özlem“ von Dilek Güngör. Mit genauem Blick und bestechender Offenheit beschreibt die Autorin, welche Kraft es kostet, sich in einer Gesellschaft zu behaupten, die besessen ist von der Frage nach Zugehörigkeit, Identität und der »wahren« Herkunft.

Immer wieder geht es in dieser Veranstaltungsreihe um Freiheit. Das Thema „Herkunft“ hat wohl kaum eine andere Schriftstellerin so facettenreich beleuchtet wie Carmen-Francesca Banciu. Ob in „Vaterflucht“ (1996), „Ein Land voller Helden“(2000), „Das Lied der traurigen Mutter“ (2007) oder ihrem aktuellen Roman „Lebt wohl, ihr Genossen und Geliebten“(2018), der für den Deutschen Buchpreis 2018 nominiert wurde, umkreist sie das Thema und fragt danach, wie stark sich Ideologie auf das Leben einer Familie auswirken kann. Ihr wurde in Rumänien ein 5-jähriges Publikationsverbot auferlegt. 1990 kam sie schließlich nach Berlin und seit 1996 schreibt sie auf Deutsch.

Weil das Wendland bis 1989 ein „Zonengrenzgebiet“ war, kommt hier ebenso das Aufwachsen in dem „anderen“ Land, der DDR, zur Sprache. Manja Präkels erzählt in ihrem preisgekrönten Debütroman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ – der sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene als Lektüre geeignet ist – vom Aufwachsen im ländlichen Raum der DDR sowie vom Umbruch nach der Wende. Und es kommt mit Jan Peter Bremer ein Schriftsteller zu Wort, der in Lüchow-Dannenberg aufgewachsen ist. Er liest aus seinem aktuellen Roman „Der junge Doktorand“.

Konzept, Projektleitung und Moderation liegen bei Britta Gansebohm, gebürtige Wendländerin, die sich u.a. durch ihren „Literarischen Salon“ in Berlin einen Namen gemacht hat. Da für Britta Gansebohm die Zugänglichkeit von Literatur ein besonderes Anliegen ist, wurde die Veranstaltungsreihe so geplant, dass Interessierte ungeachtet ihres Bildungshintergrunds und Alters daran teilnehmen können.

Nachdem als Veranstaltungsort ursprünglich die Räume des Kulturvereins vorgesehen waren, hat die Corona-Situation eine Verlegung an andere Orte und unter freien Himmel erforderlich gemacht, etwa auf die Wiese des Künstlerhofs Schreyahn oder auf die Rasenfläche vor dem „Allerlüd“ in Lüchow.

Der Eintritt für jede Veranstaltung beträgt 8.00€, ermäßigt 4.00€ und ist für Jugendliche kostenfrei. Es wird jeweils um Voranmeldung gebeten. Diese kann telefonisch unter 0175 – 52 70 777 (auch AB), per Mail an kultur@platenlaase.de oder über www.platenlaase.de vorgenommen werden. Dort sind auch aktuelle Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen verfügbar. Die Bücher der Autor*innen sind bei der Alte Jeetzel Buchhandlung erhältlich.

Die Veranstaltungsreihe ist Teil des Bundesprogramms „Kultur in ländlichen Räumen“ und wurde für das Förderprojekt „Und seitab liegt die Stadt“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie des Literarischen Colloquiums Berlin ausgewählt. Weitere Unterstützung erfolgt durch den Landkreis Lüchow-Dannenberg, den Rotary Club Lüchow-Dannenberg und Voelkel Naturkostsäfte GmbH.

Wir bedanken uns bei allen Unterstützern.